In der Wirtschaft ist die Suche nach neuen Wirkstoffen weitestgehend gescheitert. Deshalb arbeiten die Infektionsforscher der Dr. von Hauner Klinik an der Entwicklung von Impfstoffen gegen Bakterien. Forschung an neuen Wirkstoffen ist komplex und kostspielig. In der Regel werden sie nur für einen kurzen Zeitraum benötigt - im Gegensatz zu einem Arzneimittel gegen hohe Blutfette, das man lebenslänglich schlucken muss.
Die pharmazeutische Industrie hat die Neuentwicklung von Wirkstoffen weitestgehend aufgegeben. Ein mögliches Konzept ist die Impfung von gefährlichen Bakterien. Mit einer Impfung werden geschwächte Anteile pathogener Moleküle (Antigene) geschluckt oder injiziert. Dieses Antigen soll das Abwehrsystem der Tiere so stark anregen, dass es im Falle einer wirklichen Ansteckung gegen die betroffenen Bakterien geschÃ?tzt ist.
"Eine dringende Grundvoraussetzung für einen lmpfstoff ist es, ein Antigen zu entwickeln, das das Abwehrsystem wirklich stimuliert, ohne dass der lmpfstoff Krankheitserscheinungen auslöst. Dies sind Bakterien, die auch bei Kleinkindern diverse Krankheiten wie Harnwegsinfekte oder Blutvergiftung verursachen und die sich in der Regel in Spitälern ausbreiten.
Die meisten dieser Darmkokken sind bereits gegen die meisten antibiotischen Mittel gefeit. Auf der Suche nach passenden Antikörpern konzentriert man sich auf Moleküle, die sich auf der Bakterienoberfläche - in ihrer Zellenwand - abspielen. Sie interagieren während der Ansteckung mit dem Abwehrsystem - und scheinen daher für die Verpackung in einen lmpfstoff vorbestimmt.
In den Labors hat das Forscherteam auch "monoklonale Antikörper" gegen eben diese Substanzen hergestellt. Auch nach der Infektion der Versuchstiere mit Darmkrebs im Tierlabor gibt es Anzeichen dafür, dass die Antibiotika noch funktionieren - als Therapeutikum und nicht nur zur Abwehr. Damit wir wirksame Vakzine oder Arzneimittel für den Menschen entwerfen und in Untersuchungen erproben können, "muss die pharmazeutische Industrie jetzt tätig werden.
Wirkungsvolle Vakzine gegen Meningokokkus, Pneumokokkus, Cholera, Diphterie, Krampfhusten und Typhus sind jetzt verfügbar. Allerdings müssen Wissenschaftler etwas ganz anderes gegen gewisse Bakterien oder Krankheitserreger herausfinden, die in den Körperzellen versteckt sind. Einer der Ansätze sind die Konjugationsimpfstoffe: Natürlich oder auf chemischem Wege rekonstruierte und an ein Protein gebundene Zuckermoleküle, die denen der Krankheitserregerhülle ähneln.