Das US-Unternehmen Seres Health plant nun die Entwicklung der ersten klinischen Zulassungen zur Behandlung von Krankheitsbildern, die sonst schwierig zu therapieren wären. Seit zwei Jahren arbeitet das Unternehmen an bakteriellen Pillen und testet bereits einen ersten Wirkstoffkandidaten an Patientinnen und Patienten. 2008 wurde der erste Wirkstoffkandidat in die klinische Prüfung aufgenommen, um die Wirksamkeit des Medikaments zu testen. Die neuen Forschungsresultate auf dem Gebiet der Mikroben, d.h. der gesamten Besiedlung des Menschen durch den Mikroorganismus, haben in jüngster Zeit zu einer kleinen Welle von Start-ups beigetragen.
WÃ?hrend einige Wissenschaftler vorhaben, das Microbiom von kranken Menschen mit Medikamenten "zurückzusetzen", will Seres statt dessen Bakterien verabreichen, die sofort leben. So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem von den American National Institutes of Health groß angelegte Mikrobiomstudien vorgenommen. Es zeigt, dass der Organismus eines Menschen rund 10000 unterschiedliche Keime enthält.
Außerdem konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass das Mikroben einen signifikanten Einfluss auf den Gesundheitsstatus hat und Veränderungen in bakteriellen Kulturen, wie zum Beispiel Magen-Darm-Infektionen, ausheilen kann und eine Entzündung oder schwere Fettleibigkeit lindert. Tierversuche an der Maus haben außerdem ergeben, dass gewisse Bakterien vor Zuckerkrankheit geschützt sind. "Erst jetzt wird uns bewusst, welche wichtige Bedeutung das Mikroben für unser tägliches Überleben, unsere Krankheit und unsere eigene Sicherheit hat", sagt David Berry, Leiter von Seres Health.
Das Unternehmen will zunächst das Microbiom von Menschen, die gesund sind, mit dem von Menschen mit gewissen Krankheiten messen. Es wird nicht nur eine Auflistung der im Verdauungstrakt vorkommenden Keime aufgestellt, sondern auch untersucht, wie die einzelnen Bestandteile des Mikroorganismus miteinander und mit dem Organismus in Wechselwirkung treten. Sogar bei Menschen, die gesund sind, gibt es eine Vielzahl von Variationen der Arten, die sie bevölkern.
Deshalb will die Stiftung die funktionelle Bedeutung von Kleinstlebewesen erforschen, um bei Bedarf ein gestörtes Gleichgewicht wieder herzustellen - indem sie Mikroben in den Organismus einbringt, die den gestörten Prozess ausgleichen. Bei einem erfolgreichen Start könnte das Unternehmen völlig neue Medikamente einführen. "Es handelt sich um Lebewesen, die den Menschen auf natürliche Weise kolonisieren.
"Obwohl das Unternehmen noch nicht genau festlegt, welche Bakterien es einsetzen will, soll die Zahl der Bakterien verhältnismäßig niedrig sein, so Unternehmenschef Berry. Allerdings sollten die Therapien weiter fortgeschritten sein als Kottransplantationen, bei denen einem gesunden Menschen verwässerte Stuhlentnahmen entnommen werden. Obwohl Kottransplantationen einige Betroffene verheilen, wissen die Mediziner immer noch nicht, welche Bakterien dafür zuständig sind.
Dementsprechend kann es passieren, dass neben nützlichen Keimen auch schädliche Keime eingesetzt werden. Auf der anderen Seite stützt sich die Seres Health auf reproduzierbare und steuerbare Bakteriengemische.